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Jahresrückblick 1999

In wenigen Stunden wird die Menschheit das Jahr 1999 verabschieden und gleichzeitig das neue Jahrtausend begrüßen. Für uns Amiga Anwender endet damit, das wohl ereignisreichste Jahr. Ich habe mir mal die Nachrichten der letzten Monate angeschaut und einen Jahresrückblick geschrieben. Zum Schluß werde ich auch ein wenig in die Zukunft schauen.

Januar/Februar - Im Januar fand sich eine Gruppe von Programmierern die sich zum Ziel gesetzt hat den Netscape Navigator für den Amiga zu portieren. Bis Heute hat noch niemand mehr als einige einfache Screenshots gesehen. Inzwischen halte ich nicht mehr viel von dem Projekt. Zu oft hieß es man ist bereits fertig, aber außer tollen Sprüchen kam dann doch nichts. Der Macintosh Emulator ShapeShifter wurde im Januar zu Freeware erklärt. Raven Software hat den Quellcode von Heretic und Hexen freigegeben. Es dauerte nur wenige Tage bis die ersten Amiga Versionen erschienen sind. ClickBoom veröffentlichte endlich Napalm und machte viele Spieler glücklich. Traurige Nachrichten kamen von Vulcan Software. Die Firma zog sich vom Amiga Markt zurück. Geblieben sind einige gute Spiele wie Genetic Species und Final Odyssey. Für große Schlagzeilen sorgte eine andere Meldung. Am 27.02.1999 bekam die Firma Amiga einen neuen Präsidenten. Der bisherige Präsident Jeff Schindler blieb weiterhin bei Amiga und war ab sofort für Produktstrategie verantwortlich. Jim Collas brachte endlich Bewegung in die Amiga Welt. Beinahe wöchentlich gab es etwas neues zu berichten. Endlich begann sich der Amiga zu entwickeln und sorgte für neue Schlagzeilen in der Presse.

März - Am 2.03.1999 veröffentlichte Petro Tyschtschenko einen offenen Brief in dem er sichtlich erleichtert wirkte. Die Zeit mit Jeff Schindler an der Spitze war unerträglich. Es passierte praktisch gar nichts. Viele Monate gingen dadurch verloren, die dem Amiga sehr geschadet haben. Die Entscheidung gegen PowerPC zählte zu Jeff Schindlers größten Fehlern. Der 8 Februar 1999 hat für den Amiga ebenfalls eine historische Bedeutung. Amiga International und Haage&Partner luden das amigaOS Magazin zu einer OS3.5 Demonstration ein. Ein großer Dank geht hier an die Firma Haage&Partner, die bereits Wochen auf eigenes Risiko an dem Betriebssystem gearbeitet hat. Petro Tyschtschenko war daran ebenfalls beteiligt und setzte sich ständig dafür bei Amiga Inc. (USA) ein. Erst mit Jim Collas kam die Zustimmung. Der März erfreute auch viele Amiga Künstler. Haage&Partner veröffentlichte endlich ArtEffect 3.0 , NewTek verschenkte dagegen das früher 800 DM teuere Programm TVPaint. NordicGlobal überraschte viele mit der Ankündigung einer Java Lösung (Daytona) für den Amiga. Noch größer war die Überraschung als Holger Kruse vor kurzem erklärte das er daran nicht mehr arbeiten wird. Dazu zwingt ihn unter anderem der neue Job bei Rebol und die begrenzte Zeit. Er versprach allerdings nach einer Lösung zu suchen die Java für Amiga doch vielleicht möglich macht. Mit ViperPPC wurde eine neue PowerPC Karte angekündigt. Entwickeln sollte diese die polnische Firma Elbox. Bis Heute ist aber nichts erschienen.

April - Amiga stellt als Chief Technology Officer Dr.Rick LeFaivre ein. Ein ehemaliger Inprise (Borland) Mitarbeiter der auch schon bei Apple und SGI beschäftigt war. Die Zeitungen Der Standard und Rhein Zeitung berichten wieder über die Rückkehr des Amigas. Auf der Seite von Amiga werden Jobs angeboten. Der Nachrichtendienst Zdnet spekuliert über den Transmeta Chip im neuen Amiga. Die Firma GVP meldet sich zurück und kündigt eine weitere PowerPC Karte an. Heute ist es allerdings um die Firma wieder still geworden. DCE fertigt dagegen in Lizenz einige phase5 Produkte, zu denen unter anderem die Turbokartenserie Blizzard gehört. Das relativ neue Magazin Amiga Fever wird eingestellt und von der amigaOS übernommen. Jim Collas und Petro Tyschtschenko luden einige Presse Vertreter und Amiga Händler zu einem Informationsmeeting ein. Auch ich dürfte bei dem Meeting dabei sein und lernte dort den neuen Präsidenten kennen. Ein Mann mit Visionen und starkem duchsetzungsvermögen. Genau der Richtige Mann um den Amiga zu retten. Mit Hyperion wird eine neue Software Firma geboren. Angekündigt wurde gleichzeitig das Spiel Shogo. Heute arbeitet Hyperion gleichzeitig an Megaknüllern wie Heretic II, Worms Armageddon und Conflict: Freespace.

Mai - I Mai fand sich wieder eine neue Firma. Sanios Software kündigte das Spiel Rage of Mages von Monolith Production an. Leider blieb es auch dabei. Die Firma Amiga brachte ein neues Poster "The Spirit of Amiga" heraus. Auf den OS3.5 Seiten wurden dagegen ständig die neuen Funktionen des Updates auf den neuesten Stand gebracht. Das Magazin IT Sales Week veröffentlichte die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Amiga. Viele Firmen wünschten sich danach die Rückkehr, glaubten aber nicht das es dazu kommt. Amiga bekommt mit Tom Schmidt einen neuen Mitarbeiter und veröffentlicht erste Entwürfe der neuen Amiga Rechner. Das Design ähnelt ein wenig dem iMac und sorgt für einige Diskussionen. Das Amiga Magazin AmigaSpecial ist endlich online. Die Homepage bietet wie üblich Anwender-Foren, Tipps und sogar Auktionen an. Die Firma Amiga beginnt für das neue AmigaOS3.5 zu werben. Anzeigen werden in fast allen Amiga Magazinen weltweit geschaltet. Albrecht Computer Technik erklärt den Amiga für tot. Zu dem Entschluß kam man nach einer Umfrage und zog sich damit praktisch aus dem Amiga Geschäft zurück. Entwickelt wird dort nur noch auf privater Ebene. Überraschend veröffentlicht das Magazin MacTimes einen sehr positiven Artikel über Amiga. Mit AmigaActive kündigt sich in England ein neues Amiga Magazin an. Inzwischen ist das Magazin auf dem Markt und erfreut sich großer Beliebtheit.

Juni - In einem Interview äußert sich Ted Waitt zum Amiga und erklärt "Es ist definitiv nicht ein Computergeschäft". Das war einer der Tage die Jim Collas zum Verhängnis wurden. So langsam häufen sich die Ankündigungen über Spiele für den neuen Amiga. Viele Firmen wollten damit allerdings nur in die Schlagzeilen kommen, nur wenige von denen sind Heute noch aktiv. Die Firma Eyelight veröffentlichte dagegen erste Screenshots und Informationen zu der neuen Version 3.0 von Tornado3D. Bei AmiPoint findet ein User Treffen statt wo auch das neue OS3.5 vorgestellt wird. Fun Time World ist natürlich dabei. Im Juni änderte sich auch die Adresse der Fun Time. Ab sofort war das Magazin über die neue Doman www.funtime-world.de zu erreichen.

Juli - Die Firma Amiga präsentiert die OS3.5 Verpackung und stellt die Mitarbeiter Dr.Jim Miller, David Curtis und Dr.Richard Lipes ein. Das ClickBoom Spiel T-Zero wird fertig und erscheint auf der World of Amiga. Innovative Software kündigt mit fxPaint eine neue Bildbearbeitung an. Die Firma QNX veröffentlicht eine Pressemitteilung und sorgt für Verwirrung. Amiga soll sich entschlossen haben den QNX Kernel doch nicht für das neue AmigaOS zu nehmen. Eine Pressemiteilung von Amiga folgte kurz danach und bestätigte die Meldungen. Amiga hat sich entschieden den Linux-Kernel zu nehmen . Die neue Richtung führt zu heftigen Diskussionen und Schlagzeilen in der Presse. Jim Collas lernt dabei erste kritische Stimmen der Amiga Gemeinde kennen. Die Veröffentlichung des Technology Briefes macht die Situation kaum besser. Die Firma phase5 tanzt wieder aus der Reihe und schließt ein Abkommen mit der Firma QNX ab. Ziel ist es das QNX OS für Amiga mit PowerPC Karten verfügbar zu machen. Angekündigt wird mal wieder ein Rechner mit PowerPC. Hoffen wir das der Amirage K2 mal erscheint. Corel kündigt dagegen offiziell die Unterstützung des Amiga an. Amiga zeigt auf der World of Amiga das Gehäuse des AmigaMCC.

Die AmigaSpecial erscheint erstmals ohne einer CoverDisk . ClickBoom kündigt das Team17 Spiel Nightlong an.

August - Met@box zeigt ein erstes Photo der G3 Turbokarte amiJoe. Ganz Deutschland ist im Sonnenfinsternis Fieber. Am 10.08.1999 ist es dann soweit. Die Sonne verschwindet für wenige Sekunden und sorgt bei vielen für Begeisterung. Die Firma Iwin erscheint aus dem Nichts und kündigt neue kompatible Amiga Rechner an. Ein Fake? Dafür sprechen die Fakten. Nach einer Meldung bei Amiga Central soll das AmigaOS3.5 bereits als Raubkopie zu haben sein. Traurige Nachricht die dem Amiga sehr schadet. Einige Tage später verspricht die Hacker Szene das AmigaOS3.5 nicht zu verbreiten. Die Sendung Neues... Berichtet über das neue AmigaOS3.5. Erste komische Veränderungen bei Amiga kündigen langsam einen Rückschlag an. Ab sofort konzentriert man sich angeblich nur noch auf die Geschäfts- und Produktpläne, auf neue Executive-Updates wird verzichtet.

September - Berichte erscheinen nach denen die Firma Amiga den Gang an die Börse strebt. Der Vertrag von Bill McEwen wird nicht verlängert, er muß Amiga verlassen. Ein Name der auch in Zukunft den Amiga Anwendern ein Begriff bleiben wird. Am 1 September 1999 erscheint erneut eine traurige Nachricht. Jim Collas verläßt Amiga und verschwindet praktisch von der Bildoberfläche. Offiziell war das seine Entscheidung. Inoffiziell mußte er gehen. Jim Collas Entscheidung auch Hardware produzieren zu wollen gefiel Gateway nicht. Womöglich hat der Druck anderer Firmen dazu geführt. Zum neuen Präsidenten von Amiga wird Tom Schmidt. Er meldet sich mit zwei offenen Briefen. Amiga Inc. (USA) ist praktisch tot. Petro Tyschtschenko macht weiter. Von der Amiga Homepage wird alles entfernt was mit dem AmigaMCC und Jim Collas zu tun hatte. Das Magazin c't bezeichnet den neuen Amiga mal wieder mit Vaporware. Amiga ließ die MCC Pläne fallen und soll zu reinen Software Firma werden. Viele Amiga Entwickler geben langsam auf. Die AmigaSpecial wird eingestellt, was bleibt ist die Homepage. Oberland Computer verabschiedet sich vom Amiga Geschäft und verkauft gleichzeitig den PC Bereich an Computeruniverse.net. Oberland konzentriert sich jetzt nur noch auf den Vertrieb von 3D Software. Das Wirtschaftsmagazin brand:eins veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe einen der besten Artikel über den Amiga. Titan Computer kündigt das schon früher in der AmigaFever vorgestellte PowerOS für PowerPC Amigas an.

Oktober - Nicole Gottfried (Executive Assistant, Press Contact) verläßt die Firma Amiga. Amiga ist jetzt nur noch praktisch ein zwei Mann Betrieb. Ein Monat ohne schlechter Nachrichten ist jetzt kaum vorstellbar. Die Firma MicroniK, bekannt durch Towerlösungen für verschiedene Amiga Modelle zieht sich vom Amiga Markt zurück. Damit verliert der Amiga wieder eine der wenigen Firmen die noch selbst Hardware und spezial Amiga-Zubehör herstellen. Im Aminet erscheint das Demo von Exodus - The Last War. Das neue Echtzeit-Strategiespiel bietet eine hervorragende Qualität und scheint besser zu sein als Napalm. Die Vollversion soll bereits im Februar 2000 auf den Markt kommen.ClickBoom kündigt dagegen weitere Missionen für Napalm an. Das AmigaOS3.5 erscheint endlich und begeistert beinahe alle Amiga Anwender.

November - Das Spiel WipEout2097 ist endlich fertig und erscheint auf der Home Electronics World. Aus der einst größten Amiga Messe der Welt "Home Electronics World" wird eine erbärmliche Veranstaltung. Viele Firmen verzichten sogar auf einen eigenen Stand und erscheinen allerhöchstens als Unteraussteller bei Amiga. Einige neue Produkte wie fxPaint und das AmigaOS3.5 retten die Stimmung. Von Amiga Inc. (USA) nach wie vor keine Nachrichten. Die Firma scheint nicht mehr zu existieren. Zu den schlechtesten Nachrichten des Monats zählt natürlich die Einstellung der AmigaPlus. Diese wird vom Falke Verlag übernommen und in die amigaOS integriert, mit dabei auch die AmigaFuture und die AmigaPlus CD-Roms.

Dezember - Die letzte Ausgabe der AmigaPlus erscheint. Die amigaOS übernimmt aus wirtschaftlichen Gründen den Namen AmigaPlus powered by amigaOS. Die Sources von Quake und Descent 2 werden freigegeben. Damit werden erstmals legale Quake PowerPC Portierungen möglich mit Warp3D Support. Mit Descent 2 gewinnt der Amiga ein weiteres Spiel, sobald die Portierungen fertig werden. Amiga veröffentlicht ein Update für das OS3.5. Das Nord-Amerikanische Magazin Amiga Amazing ist pleite, damit verliert der Amiga ein weiteres Medium. Mit MorphOS wird ein weitere PowerPC OS angekündigt. Einer der Programmierer ist Ralph Schmidt.

Das wären die wichtigsten Ereignisse des Jahres 1999. Der Amiga lebt entgegen einiger Vorraussagen weiter. Neue und gute Software erscheint nach wie vor. Gründe den Amiga zu verlassen gibt es wahrlich nicht. Viel wichtiger ist es die existierenden Modelle um Erweiterungen wie PowerPC und Grafikkarte aufzurüsten. Das ist einfach die Zukunft. Haage&Partner arbeitet bereits fleißig an einem PowerPC AmigaOS, das womöglich später auf dem PowerPC Mainboard von IBM laufen wird. Ich verspreche Euch das im Jahr 2000 noch einiges auf uns zukommen wird. Ich kann leider keine Garantie dafür geben das alles gut wird, aber es wird einiges passieren was möglicherweise zu einem glücklichen Ende führt.

Die Fun Time World wird sich natürlich weiterhin entwickeln. Freuen würde ich mich auch über mehr Unterstützung. Besonders bei Projekten wie dem Treiber oder Jahr 2000 Bereich. Über Tests von Hardware, Software und Workshops würde ich mich auch freuen. Ansonsten bleibt mir nichts anderes als Euch einen guten Rutsch zu wünschen. Bleibt dem Amiga weiterhin treu und besucht fleißig die Fun Time world.

Sebastian Brylka